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BESTE CHART-PLAZIERUNG: |
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PLATZ 15 |
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Entschuldigung, aber ihr beide müßt echt komische Typen
sein", mutmaßte einmal eine Zeitungsjournalistin bei einem Pressefrühstück,
während sie zwei weichgekochte Eier in einem Glaskelch zerrührte und den blaßgelben
Schleim genußvoll auszulöffeln begann. "Jetzt mal ganz ehrlich: Wo fallen euch bloß diese irrsinnigen Geschichten ein?", bohrte die Kollegin weiter, während ihr ein Bröckchen geronnenen Dotters aus dem Mundwinkel in den Kaffee plutschte. Wir konnten es ihr einfach nicht sagen. Zwei Wochen später das gleiche Problem. "In euren Gehirnen muß es ja wohl zugehen wie im Kinderkarussell", attestierte uns bei einem kleinen Spaziergang ein Diplom-Psychologe. "Wer sich solche Geschichten ausdenkt, kann irgendwo ja nicht mehr ganz normal sein", analysierte er, kurz bevor er beim Eintippen einer SMS-Mail auf seinem Handy gegen einen Laternenmast lief. Und weil es in der Tat sehr schwierig ist, neue Stenkelfeld-Geschichten ausfindig zu machen, mußten wir auch diesmal wieder einige beschwerliche Reisen auf uns nehmen. |
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Die Tierschutzorganisation "Walter Bellmann OHG" in
Löhne (ein Ort, der kurz in dem Roman "IM WESTEN NICHTS NEUES" erwähnt wird,
was die wenigsten wissen) unterhält auf der Antillen-Insel Aruba seit Jahrzehnten ein
kleines Schutzreservat für die bedrohten Filzhut-Löwen. Auf Einladung des alten Bellmann
selbst, der ein großer Stenkelfeld-Fan ist, verbrachten wir im letzten Jahr herrliche
Sommertage auf Aruba, wo in bestimmten Kneipen ein echter "Krummesser
Selleriekorn" noch 20 Pfennig kostet. (Die Brennerei hat inzwischen aufgegeben.) Meisje van Klappkoken, eine junge holländische Kolonial-Witwe, welche die häufig fälligen Wurmkuren bei den Tieren im Reservat vornahm, bedeutete uns eines Tages energisch: "Macht endlich ein Stück über diesen lächerlichen Opel Kadett D!"- Ihr Befehl war uns ein langgehegter Wunsch. Das Stück liegt hiermit vor. |
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Um einmal aus dem behüteten Leben im Funkhaus auszubrechen, gibt es nichts Schöneres, als die Urkräfte der Natur bei einer Wildwasserfahrt unmittelbar auf sich einwirken zu lassen. Das erste und letzte Erlebnis dieser Art verdankten wir dem Bundesverband der Elblotsenwitwen, der uns zu einer Rafting-Tour auf einem kleinen Nebenflüßchen der Mosel eingeladen hatte. Mit sieben gestandenen Fahrensfrauen ging es im handgeschnitzten Einbaum durch gischtende Stromschnellen talwärts. Unterwegs gab ein Scherz den anderen, und über unserer ausgelassenen Stimmung und allerlei neckischem Hin und Her verloren wir ein wenig die Orientierung. Das sollte sich rächen: Irgendwo auf dem Rhein, zwischen Rüdesheim und Koblenz, übersah unsere Steuerfrau eine Untiefen-Tonne, und schon liefen wir auf Grund. Naja, halb so schlimm, dachten wir, nicht ahnend, daß die Wasserschutzpolizei letztlich drei Tage brauchte, um uns zu finden und wieder in die Fahrrinne zurück zu bugsieren. In der bangen Wartezeit gelang es uns wenigstens noch, drei Stücke für diese CD zu schreiben ("Bei der Bundeswehr", "Börsenfieber" und "Der Parkhauspfeiler") - so hatte das ganze Malheur am Ende doch noch sein Gutes. |
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Das Wildbad St. Protzentandler in Niederbayern war uns noch
selten ein lohnendes Reiseziel - deshalb bereisten wir zur sog. Jahrtausendwende, dem
umstrittenen "Millennium" (das keines war), die kalabrische Schweiz am
Stiefelhacken Italiens. Eine Nachtwanderung von Lecce nach Gallipoli, zu der uns der
Diebstahl unseres Kleinwagens zwang, verlief dabei mit so viel besonderen Vorkommnissen,
daß es nun wirklich zu weit führen würde, hier alles zu berichten. Etwas erfreulicher
war da schon kurz zuvor ein Badenachmittag im Mittelmeer, das dort Anfang Januar
allerdings auch nicht gerade der Hit ist. - Hierbei wurde das Auto lediglich aufgebrochen
und neben reichlich Bargeld einige Manuskripte entwendet. Der örtliche Polizeichef eröffnete uns mit breitem Grinsen, daß wir zwar nicht das Bargeld, immerhin aber die Manuskripte zurückbekämen, wenn wir auf der nächsten Stenkelfeld-CD ein Stück über das dämliche Sportfernsehen machen. Sei's drum! |
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Vor allem in der Weihnachtszeit, wenn uns das soziale Gewissen
nicht zur Ruhe kommen läßt, betätigen wir uns ehrenamtlich als Streetworker im
berüchtigten Süderbraruper Bahnhofsmilieu, einem zwielichtigen Ort, an dem
Parkverstöße und die Mißachtung der Hundeleinenverordnung schon fast zum Alltag
gehören und die überforderte Polizei für jeden freiwilligen Helfer dankbar ist. Eines
Morgens stellten wir die kleine Jessica, die mit einem höchst verdächtigen
trichterförmigen Gegenstand auf dem Weg zur Schule war. "Guckt mal! Die habe ich
selbst gebastelt!", krähte uns die Kleine stolz entgegen. Wir trauten unseren Augen
nicht: Eine Riesentüte, die wir in dieser Form seit Woodstock nicht mehr gesehen hatten!
"Was hast du denn da drin?", fragten wir mit scheinbarer Ahnungslosigkeit. "Nur allerfeinsten Kram!", gab sie rotzfrech zu ... Natürlich haben wir dieses Beweisstück sofort beschlagnahmt, um später in einem heldenhaften Selbstversuch auf die verheerenden Auswirkungen des Haschischkonsums öffentlich aufmerksam zu machen. So kam es dann auch: Während der gesamten Zeit, die wir an dem Ding herumrauchten, fielen uns 98 Prozent aller Stenkelfeld-Geschichten ein, zuletzt die Biografie von Marius Müller-Westernhagen. Vor einer Woche dann die bittere Erkenntnis: Die Göre hatte uns reingelegt. In Wahrheit hatten wir uns über fünf Jahre mehrere Radiergummis, eine Fibel, zwei Schönschreibhefte, ein oder zwei Plüschtiere, eine Schiefertafel und einen Kasten Wachsmalstifte reingezogen. Dieses kleine Luder ... |
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Die Lieder, die wir unter dem Pseudonym "Ralf
Sögel" produzieren, werden aufgrund ihrer gesellschaftskritischen Inhalte einer
strengen Kontrolle des Norddeutschen Rundfunks unterzogen, bevor sie auf CD erscheinen
dürfen. Dazu werden die Neukompositionen vorab von einer vereidigten Tanzkapelle im
Großen Sendesaal des NDR den wichtigsten Gremienmitgliedern zur Begutachtung vorgespielt. Unser Foto zeigt den Beat-Referenten des Kreisbauernverbandes Ostholstein, Lukas Freiherr von Bölften (Mitte, mit der Fachbereichsleiterin Radiologie des Müttergenesungswerks Irma Bölz) bei den ersten Wiegeschritten zur Neufassung von "Verliebte Fischer". "Soweit alles in Ordnung", lobt der erfahrene Funktionär. "Das Ganze nochmal von vorne, aber langsam!!", fordert NDR-Gleichstellungsbeauftragter Alex Schnarcher (links), nachdem ihm seine Tanzpartnerin vollmundig angekündigt hatte, die Sögel-Sounds "zögen ihr echt die Hosen aus". Naja - am Ende mußte der Kollege dabei aber doch noch nachhelfen. |
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Wenn man von der kanarischen Insel Lanzarote aus schnurgerade
und völlig unbeirrt nach Norden segelt, gelangt man irgendwann unweigerlich direkt in den
isländischen Ort Seydisfjördur. Nur: wer will das schon?! Wir entschlossen uns deshalb Anfang des Jahres, von Lanzarote aus schnurgerade nach links zu segeln (viele sprechen besserwisserisch von "Westen") und gelangten so nach einer erheblichen Anzahl nautischer Meilen exakt ins Raketenzentrum Cape Canaveral in Florida. (Notorische Akribiker mögen dies auf dem Globus nachprüfen.) Der alte Startrampen-Kantinenwirt Norbert (ein Einwanderer aus Bremen-Vegesack), mit dem wir die langen Nächte vor einem Shuttle-Start durchzechten, forderte uns immer wieder auf, den teuren Schwachsinn der zweigleisigen "Dritten Fußballiga" auf's Korn zu nehmen. Das Ergebnis hört man u.a. auf dieser CD. |
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Sicherlich hätten wir - etwa in Australien, auf Hawaii oder
an den Stränden Floridas - noch viele weitere Stenkelfeld-Geschichten finden können.
Leider deckt die neue Dienstreiseverordnung des NDR solche Tagesausflüge nicht mehr ab. Und darum: Alles Gute, Danke, Tschüsschen!! |